Clemens Frauscher, Leiter des St. Barbara Friedhofs im Interview über die Besonderheiten des St. Barbara Friedhofs, unterschiedliche Bestattungsmöglichkeiten und die verschiedenen Angebote für Grabpflege, darunter auch eines mit einem besonderen sozialen Hintergrund.
Der St. Barbara Friedhof ist einer der ältesten Friedhöfe Oberösterreichs. Was sind seine besonderen Merkmale?
Vor allem sein „Grün“ mitten in der Stadt! Tausende Bäume, Sträucher und Hecken zusammen mit fast 20 000 großteils begrünten Grabstätten spenden auf 12 Hektar Schatten und Kühle im Sommer, und ein ganzjähriges beruhigendes Naturerlebnis. Weiters ist die gute Erreichbarkeit aufgrund der Zentrumsnähe und mehrerer Buslinien, die teils direkt bei den Friedhofseingängen halten, zu erwähnen. Und wir sind kein reiner Pfarrfriedhof, sondern Begräbnisort für alle Linzerinnen und Linzer.
Welche Arten der Bestattung sind am Barbara Friedhof möglich?
Neben der Sargbestattung in Reihengräbern, in Wandgräbern sowie in Deckel-, Stiegen und Arkadengrüften gibt es eine große Auswahl an Urnenbeisetzungsmöglichkeiten: Natürlich im klassischen Familiengrab, aber auch in bald 20 verschiedenen, vom Friedhof mit ArchitektInnen und KünstlerInnen errichteten Urnenanlagen. Hier gibt es unterschiedliche Beisetzungsvarianten in Wand- oder Erdurnenkammern, in Stelen, in historischen Gemeinschaftsgrabanlagen und nun ganz neu, auch in einem Apfelbaumurnengarten.
Wie ist die professionelle Grabpflege organisiert?
Tausende Gräber von Menschen die nicht die Möglichkeit haben, ihre Grabstätten selbst zu pflegen, werden mit Unterstützung von mehreren Gärtnereibetrieben, die teilweise schon seit Jahrzehnten hier bewährte Arbeit leisten, in gutem Zustand gehalten. Besonders darauf hinweisen möchte ich, dass Jahrespflegepakete bei allen Gärtnern je nach Intensität von Pflege und Pflanzenwechsel schon zu überraschend günstigen Preisen erhältlich sind.
Ein Angebot für Grabpflege mit einem besonderen, sozialen Hintergrund – der Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen – gibt es jetzt seit einem Jahr. Welchen Wert hat dieses Angebot für Sie und wie kommt es bei den Menschen an?
Ich schätze diese neue Ergänzung im Grabpflegeangebot sehr. Sie führt die Bedürfnisse von Menschen zusammen. Auf der einen Seite von GrabbesitzerInnen die gute Betreuung für ihr Grab haben wollen und zugleich ihre soziale Verantwortung wahrnehmen möchten. Auf der anderen Seite Menschen die Arbeit und Aufgaben zur persönlichen Entwicklung gut gebrauchen können. Ich habe bis jetzt von Kunden nur positive Rückmeldungen zu diesem Projekt wahrgenommen!
Viele Menschen pflegen gerne selbst die Grabstätte ihrer lieben Angehörigen. Das Gärtnerteam von schön&bunt bietet an, dabei mitzuhelfen wenn die Arbeit zu schwer wird und das Grab gemeinsam zu pflegen. Denken Sie, dass dieses Angebot interessant ist?
Ich glaube dass dieses spezielle Angebot sogar doppelt sinnvoll ist. Arbeit am eigenen Grab ist auch ein Stück Trauerarbeit. Somit möchten viele, insbesonders betagte Menschen, diese zwar nicht völlig aufgeben, sind aber damit oft schon stark belastet. Hier unterstützt dieses Angebot punktgenau. Ein zweiter Aspekt ist die damit mögliche gelebte Integration in der Praxis. Ich denke es kann für beide Seiten sehr bereichernd, interessant und auch lustig sein bei der gemeinsamen Arbeit am Grab. Ich wünsche dem Projekt jedenfalls Alles Gute!